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Workshops

Prozess oder Ziel?

...prozessorientiert

...oder zielorientiert

Pädagogisch und künstlerisch: Zwei Schienen einer Gleise

Wie lang ist der Weg des Sprachelernens? Oder was, wenn der Weg kein Weg, sondern eine Fläche ist, auf der man sich in alle Richtungen bewegt? Vorwärts, rückwärts, mal weiter, mal weniger weit vom momentanen Standpunkt aus. Heißt das, dass es gar kein Ziel gibt? Die Antwort ist klar: Jein! Denn das Sprachelernen ist ein Prozess, der ein permanentes, fortwährendes Ziel selbst ist. Bemüht man sich dem alten chinesischen Sprichwort vom Weg, der das Ziel bereits in sich trägt, wörtlich zu nehmen, dann geht es um Momente des Lernens, des Erfahrens, des Austauschens und Miteinanders verstanden als "Prozessziel", das sich im Lernen permanent selbst erreicht. - Und dennoch können wir Schwerpunkte auf den Prozess oder eben das Ziel setzen.

 

Mittels Kreativtechniken üben wir die Assoziationsfähigkeiten, denn man weiß: Angst und Kreativität schließen sich aus! Leistungs- und Bewertungskriterien fallen in diesem setting weg, wodurch ein Raum für Kreativität und Entfaltung überhaupt erst ermöglicht wird. Steht der Prozess im Fordergrund, ist mein Workshop bspw. in einem fortlaufenden Sprachkurs eingebunden. Der Umweg ist das Ziel: so eröffnen "Fehler" und Sprachmissverständnisse Möglichkeiten zu ungeahntem Krativoutput. Emotional positiv besetzte Prägungen und Erinnerungen an eine kreative Gemeinschaftsarbeit im Workshop führen dazu, dass sprachbezogene Inhalte länger im Gedächtnis bleiben als das Bestreiten eines rein kognitiv-repetetiven Spracherwerbsansatzes.

Liegt der Fokus auf dem Ziel, ist ein fortgeschrittenes Sprachniveau hilfreich, aber nicht Grundvoraussetzung. Songwriting funktioniert bereits uaf A-2-Niveau.  Ist das Sprachniveau der Gruppe bereits etwas höher angesiedelt, kann der Musikpraxis und dem Songwriting mehr Raum gegeben werden. Im Workshopformat "Songwriting & DaF/DaZ" ist das Schreiben eines eigenen neuen Songs unser anvisiertes Ziel. Das Lied kann dann final in einem kleinen oder großen Konzert, je nachdem, auch öffentlich präsentiert werden. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Videografen und größeren DozententInnenteams, ein Musikvideo zum entstandenen Song zu konzipieren und dadurch ein über den Song hinaus gehendes Ziel zu verfolgen.

Die beiden Welten der Pädagogik und der Kunst scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben. Doch tatsächlich können beide "Welten" wunderbar miteinander fusionieren und sich wechselseitig durch Vermeidung ihrer manchmal einseitigen Herangehensweisen bestärken. Tatsächlich ist jeder künstlerische Weg immer auch pädagogisch (et vice versa!). Lernen durch Emotionen, durch Ästhetik und das Einbringen selbst gemachter Erfahrungen in einen Liedtext, kann pädagogisch sinnvoll sein, auch oder gerade weil man weniger strukturell ordnungsgemäß dabei vorgeht. Eben durch ein freieres Vorgehen, bspw. ohne Durchkonjugieren aller im Text vorhandener unregelmäßiger Verben, kann ein Lernprozess als etwas Genussvolles stattfinden. Und andersherum sollen pädagogische und didaktische Mittel so integriert und angewandt werden, dass das Lernen mit Leichtigkeit vonstatten geht.

So kann sich am Ende ein evaluierbarer Lerneffekt einstellen, ohne dass der künstlerische Anspruch auf Originalität dabei zu kurz kommt.

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